Trauma

Was ist ein Trauma? - Wie eine seelische Verletzung entsteht und im Körper weiterwirkt

Ein Trauma ist im weitesten Sinne eine tiefe Verletzung durch eine überwältigende äußere Einwirkung. Das kann ein Unfall, eine Gewalterfahrung, ein plötzlicher Verlust oder ein anderes existenziell bedrohliches Erlebnis sein. Ein Trauma betrifft immer den ganzen Menschen – Körper, Seele und Geist.

Manchmal ist die Bedrohung direkt erlebt, manchmal wird sie nur beobachtet. In beiden Fällen kann sie das Gefühl völliger Ohnmacht und Hilflosigkeit auslösen – der Mensch kann weder fliehen noch kämpfen. Dieses Gefühl der Erstarrung hinterlässt Spuren im Nervensystem, die weit über die Situation hinaus wirken.

 

Traume

 

Was im Gehirn bei einem Trauma geschieht

Um zu verstehen, warum traumatische Erlebnisse so tiefgreifend wirken, lohnt sich ein Blick auf die Funktionsweise des Gehirns.

Das Großhirn (Cortex) ist für bewusstes Denken, Handeln und Erinnern zuständig. Hier sitzt unsere Persönlichkeit und unsere Fähigkeit, Erfahrungen zu reflektieren.

Das limbische System ist der emotionale Mittelpunkt des Gehirns. Besonders zwei Bereiche spielen bei Trauma eine zentrale Rolle:

  • Amygdala – das „Alarmzentrum“. Sie sammelt alle Sinneseindrücke und löst körperliche Reaktionen wie Herzrasen oder Muskelanspannung aus, sobald Gefahr wahrgenommen wird.
  • Hippocampus – das „Gedächtnistor“. Er ordnet Erlebnisse zeitlich ein und speichert sie als bewusste Erinnerungen ab.

Im traumatischen Moment kommt es jedoch zu einer Überlastung: Die Verbindung zwischen Amygdala und Hippocampus wird unterbrochen.

Die Erlebnisse bleiben in der Amygdala als unverarbeitete Sinneseindrücke gespeichert – ohne zeitliche oder bewusste Einordnung. Dadurch kann das Erlebte später nicht als „vergangenes Ereignis“ erinnert werden. Man spricht von einer traumatischen Amnesie.

Warum alte Traumareaktionen heute noch spürbar sind

Weil die Amygdala schon sehr früh – sogar vor der Geburt – aktiv ist, können auch vorgeburtliche oder frühe Kindheitserfahrungen unbewusst gespeichert bleiben. Der Hippocampus hingegen, der bewusste Erinnerungen ermöglicht, entwickelt sich erst etwa ab dem dritten Lebensjahr.

Das erklärt, warum manche Menschen starke emotionale Reaktionen erleben – etwa Angst, Panik oder Erstarrung – ohne zu wissen, warum. In solchen Momenten reagiert das Nervensystem auf alte, unbewusste Signale aus der Amygdala, als wäre die damalige Bedrohung noch real.

Diese Zusammenhänge zeigen: Ein Trauma ist keine reine Erinnerung, sondern ein fortbestehender körperlicher und seelischer Zustand, der in der therapeutischen Arbeit behutsam verstanden und integriert werden will.

Trauma verstehen – Aufstellungsarbeit traumasensibel gestalten

Wie tiefe seelische Verletzungen das innere System prägen – und warum traumasensible Begleitung in der Aufstellungsarbeit unabdinglich ist

traumasensibel gestalten

Wenn Trauma und Aufstellungsarbeit sich begegnen

Aus meiner Erfahrung als Aufstellerin und Traumatherapeutin zeigt sich immer wieder: Ein Trauma lässt sich nicht durch eine Aufstellung allein lösen.

Besonders dann nicht, wenn der betroffene Mensch sich seiner Traumatisierung noch nicht bewusst ist.

In einer Aufstellung kann sich eine unerkannte oder abgespaltene traumatische Erfahrung andeuten oder zeigen, doch sie bleibt auf der tiefen Ebene des Nervensystems weiterhin wirksam. Wird dieser Anteil traumatherapeutisch nicht behutsam integriert, besteht die Gefahr, dass sich die traumatische Dynamik wiederholt oder das System überfordert wird.

Trauma und systemische Aufstellungsarbeit – zwei unterschiedliche Ebenen

Denn systemische Aufstellungen können zwar wertvolle Einsichten in familiäre, zwischenmenschliche oder berufliche Zusammenhänge ermöglichen. Sie machen sichtbar, wie Menschen unbewusst in Beziehungs- und Rollendynamiken verstrickt sind.

Bei Traumata geht es jedoch um etwas anderes: um eine Überwältigung des gesamten Nervensystems, die nicht durch Einsicht oder Perspektivwechsel allein gelöst werden kann.

Während eine Aufstellung durch bewusste Bilder, systemische Ordnungen und epigenetische Informationen arbeitet, bleibt das Trauma auf einer tief im Nervensystem verankerten körperlich-emotionalen Ebene gespeichert –. Dort kann es durch intensive oder symbolische Darstellungen sogar unbewusst reaktiviert werden, was zu Überforderung durch Triggerung des Traumas führen kann.

Deshalb arbeite ich beim Aufstellen eines beliebigen Anliegens grundsätzlich mit einer traumasensiblen Vorgehensweise, die es ermöglicht, unbewusste traumatische Inhalte achtsam in den Aufstellungsprozess einzubetten.

So kann das zugrunde liegende Anliegen der Aufstellung erfüllt werden, und sich – trotz des ungelösten Traumas - ein heilsames, innerlich stimmiges Lösungsbild entfalten.

In einer Traumatherapie können die fragmentierten Erinnerungen und eingefrorenen Reaktionen allmählich freigelegt werden – damit der Mensch sich wieder als Ganzes erleben kann.

Traumatherapie

Ich bin ausgebildet durch die Akademie für strukturelle Traumafolgestörungen Altenburg und setze und bei der Bearbeitung traumatischer Erfahrungen körperentspannende Methoden, systemische Aspekte sowie Imaginations- und spezielle Fragetechniken ein.