Aufstellung und pränatale, vorgeburtliche Zeit

Im Rahmen meiner langjährigen Erfahrung mit Aufstellungsarbeit ist mir die Bedeutung der vorgeburtlichen Zeit für das spätere Leben mehr und mehr bewusst geworden. Durch einen ständigen Austausch von Zellen zwischen Mutter und Kind steht das Kind in einem intensiven gefühlsmäßigen und sinnlichen Kontakt mit seiner Mutter. Es nimmt die Gefühle der Mutter wahr, reagiert auf ihre Zuwendung und erkennt ihre Stimme. Es erlebt Angst und Schrecken aus dem Lebensumfeld der Mutter ebenso mit wie Freude und liebevollen Umgang der Eltern miteinander. Derartige Eindrücke wirken oft als unbewusste Einflüsse auf die spätere Lebensgestaltung und Ver-haltensweise des heranwachsenden Kindes und Erwachsenen.

Von großer, ggf. traumatischer Auswirkung für das spätere Leben kann der Verlust eines Zwillings innerhalb der ersten drei Schwangerschaftsmonate oder ein überlebter Abtreibungsversuch der Mutter für das überlebende Kind sein und sich beispielsweise in Lebensgrundgefühlen von Trauer und Minderwertigkeitsgefühl, Erfolglosigkeit oder in dem Gefühl, keinen Platz zu haben, nicht dazu zu gehören, ausdrücken. (siehe hierzu auch meine Blogeinträge.)

Die systemische Aufstellung im Einzel- oder Gruppensetting kann ermöglichen, Klarheit über die Ursachen von Konflikten und Widerständen im eigenen Leben zu erkennen und aufzulösen und wieder in seine Lebenskraft zurück zu finden.

Denn eine starke Persönlichkeit ist nicht nur eine Frage der charakterlichen Veranlagung, sondern hängt in hohem Maß von Bewusstheit, von Selbst-Bewusstheit ab: sich selbst zu kennen und zu verstehen, sich selbst zu vertrauen und zu achten, in gutem Kontakt zu seinem eigenen Leben zu stehen und bewusst zu leben, sind einige beispielhafte Merkmale von Persönlichkeit. Der vorgeburtliche Zeitraum stellt in diesem Sinn ein neues Feld der Selbsterfahrung und -erkenntnis dar.